Wissenschaftler haben einen Durchbruch erzielt, der das Potenzial hat, die virtuelle Realität (VR) um eine bisher vernachlässigte Dimension zu erweitern: den Geruchssinn. Das Erzeugen von Gerüchen in virtuellen Welten galt bisher als technische Herausforderung, die das vollständige sensorische Erlebnis in VR-Geräten für Verbraucher verhinderte. Doch nun haben Forscher einen innovativen Weg gefunden, um Gerüche über kleine, drahtlose Schnittstellen in die virtuelle Realität zu bringen.
Die Entwicklung von Geruchserlebnissen in VR war bisher mit vielen Kabeln, unhandlichen Geräten und komplizierten Flüssigkeiten verbunden, die für den alltäglichen Gebrauch ungeeignet waren. Doch nun haben Xinge Yu, Professor an der Abteilung für biomedizinische Technik an der City University of Hong Kong, und sein Co-Autor Yuhang Li von der Beihang University in Peking tragbare Schnittstellen entwickelt, um dieses Problem zu lösen. Eine Schnittstelle kann wie ein Verband zwischen Nase und Mund auf die Haut aufgeklebt werden, während die andere wie eine Gesichtsmaske unter ein Headset geschnallt wird.
Diese Schnittstellen verwenden miniaturisierte Geruchsgeneratoren, die mit parfümiertem Paraffinwachs gefüllt sind. Sobald eine Wärmequelle das Wachs erhitzt, verwandelt es sich in eine Duftkerze und kann innerhalb von Sekunden mehrere Gerüche reproduzieren. Nach Beendigung des Geruchserlebnisses drückt ein Magnet das Wachs nieder und lässt es abkühlen, wodurch der Duft endet. Durch die Steuerung der Hitze lässt sich die Intensität des Geruchs variieren.
Es gibt jedoch eine Herausforderung: Die Schnittstellen können sehr heiß werden, bis zu 60 °C (140 °F). Doch Yu betont, dass die Schnittstellen sicher konstruiert sind. Sie sind „offen“ gestaltet, um heiße Luft entweichen zu lassen, und ein Silikonstück bildet eine Barriere zwischen der Haut und dem Gerät, um Verbrennungen zu verhindern. In einem Test mit Freiwilligen wurden die Schnittstellen als sicher eingestuft, solange sie mindestens 1,5 Millimeter von der Nase entfernt waren und die Oberflächentemperatur der Haut 32,2 °C betrug.
Diese neuen Schnittstellen haben das Potenzial, die Art und Weise zu verändern, wie wir VR erleben. Der Geruchssinn ist eng mit dem Geschmackssinn verbunden, und das Erleben von Gerüchen kann unser sensorisches Erlebnis bereichern. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig: von der Erkundung einer virtuellen Blumenwiese bis hin zum virtuellen Testen von Parfüms in Parfümerien. Darüber hinaus könnten Düfte in der VR auch therapeutisch genutzt werden, beispielsweise zur Unterstützung von Menschen mit Anosmie (der Unfähigkeit zu riechen) oder zur Verbesserung der Stimmung von Patienten mit Gedächtnisproblemen
