Der Panda mit seinem eigenen Metaverse – WWF’s Saveyour.World

3.8
Kurzer Spaß, großer Zweck

Der WWF (World Wildlife Fund) ist eine internationale Umweltorganisation, die sich für den Schutz der Natur und der Artenvielfalt einsetzt. Seit 1961 arbeitet der WWF in mehr als 100 Ländern und setzt sich für den Schutz bedrohter Arten und Ökosysteme ein. Die Organisation unterstützt Projekte zur nachhaltigen Entwicklung und zur Bekämpfung des Klimawandels. Als eine der größten und bekanntesten Umweltorganisationen wünscht der WWF sich eine Zukunft, in der Menschen und Natur in Harmonie miteinander leben können. Was leider nach einem schwer erreichbaren Ziel klingt, bebildert der WWF in einem eigenen Mini-Metaverse und kreiert darüber hinaus für Besucher eine Möglichkeit vor dem Computer Müll aus dem Ozean zu sammeln, ohne wie üblich Geld dafür zu spenden.

Das Saveyour.World Metaverse

Mit dem Saveyour.Worlds Brandverse eröffnete der WWF Deutschland und Savespecies am World Cleanup Day 2022 ihren ersten, virtuellen Ausstellungsraum für den guten Zweck im Metaverse. Im Gegensatz zu beispielsweise der Deutschen Telekom und vielen weiteren Brands oder Organisationen setzt der WWF nicht auf ein bereits bestehendes Metaverse und kauft dort beispielsweise ein Grundstück um sich in der virtuellen Welt zu positionieren, sondern ganz klar auf ein eigen erstelltes Metaverse ohne vorgegebene Regeln.

Mit der Ausstellung schafft der WWF Aufmerksamkeit für die weltweite Plastikmüllkrise und generiert direkte Unterstützung für den Umweltschutz: User können sich in der von den Savespecies-Künstlern kreierten virtuellen Parallelwelt bewegen, um sie spielerisch zu erkunden und nebenbei so die Meere von Plastik befreien. Das bildgewaltige Herzstück der Ausstellung ist ein an amorpher Wal, der sich aus 50 schwebenden Plastikmüll-NFTs zusammensetzt. Diese detailliert gestalteten Objekte kuratieren nicht nur aus dem richtigen Blickwinkel gesehen das über dem Wasser schwebende Säugetier, sondern können auch als digitale Kunst von jedem Besucher des Metaverse erworben werden. Ein Brennpunkt der globalen Plastikkrise ist Südostasien – der digitale Kunstverkauf unterstützt beispielsweise die Arbeit des WWF zur Bekämpfung der realen Plastikflut in Vietnam.

Knapp ein halbes Jahr vor dem Launch der eigenen virtuellen Welt, sammelte der WWF mit einem kleineren Projekt Erfahrungen mit dem Metaverse. Dafür entwickelte die internationale Umweltorganisation von Kunstschaffenden gestaltete NFTs, die auf einer ressourcensparenderen Blockchain-Technologie veröffentlicht wurden, womit der WWF trotz Kritik an dem Energieverbrauch der Blockchains markenloyal auftreten kann.

Mithilfe eines entweder auf der Plattform vorgegebenen Avatares oder aber mit einem extern erstellten „Ready Player Me“ Avatar können User auf dem Metaverse mit der Umweltorganisation immersiv oder dreidimensional in Aktion treten, Geld spenden oder durch das einsammeln von virtuellem Müll realen Müll aus dem Ozean kaufen lassen. Knapp 2500 Kilogramm Müll konnten so bereits geborgen werden.

Interoperabilität beweist Innovatives Denken

Das man auf dem Metaverse des WWFs mit einem auf Ready Player Me erstellten Avatar agieren darf, beweist Verständnis gegenüber den Wünschen der Metaverse-Community und dem Ziel eines vereinten, übergreifend sprechendem Internet. Ein Ziel, welches das Start-Up mit seinen virtuellen Spielfiguren anderen einfacherer ermöglichen möchte: Denn wer sich in der virtuellen Welt bewegen möchte, kann sich mit Hilfe der Plattform von Ready Player Me in Sekundenschnelle einen 3D-Avatar erstellen.

Dazu benötigt man lediglich ein Foto von sich selbst, lädt es hoch und lässt sich dank AI innerhalb von 10 Sekunden ein virtuelles Pendant kreieren. Wem das Ergebnis nicht passt, der kann mit Hilfe bereitgestellter Werkzeuge auf der Webseite den Avatar optisch anpassen. Die Frisur, das Outfit, die Haare und Hautfarbe können auf diese Weise beispielsweise modelliert werden. Figuren können jedoch auch ohne Vorlage selbst gebaut werden. Ein mit dem Generator erstellter Avatar kann heruntergeladen und in den zahlreichen Partner-Apps verwendet werden, wie auf der Saveyour.World Plattform vom WWF.

Die Werte richtig vermitteln

Insbesondere wenn Nachhaltigkeit & Umweltbewusstsein ein relevantes Thema für die Marke, aber auch für die Zielgruppe spielt, ist die Entscheidung, welche Technologie verwendet wird ein starkes Ausdrucksmittel. Der WWF hat mit der Wahl einer ressourcensparenderen Blockchain beispielsweise ein authentisches Markenbild beibehalten, zum anderen eine Vorbildfunktion für weitere, nachhaltige Web3 & Metaverse Projekte erfüllt.

Aus Kundensicht wird die Verwendung einer ressourcensparenderen Blockchain fast immer eine positive Auswirkung haben, da dies dazu beitragen kann. Nachhaltigere Blockchains bedeuten geringer Betriebskosten und somit auch bessere Produkte oder Dienstleistungen zu niedrigeren Preisen anbieten. Bei den meisten Marken trägt es aber vorrangig dazu bei, insofern sauber und transparent kommuniziert, umweltbewusst wahrgenommen zu werden. Allerdings hängt der tatsächliche Effekt auf die Kundensicht auch davon ab, wie gut das Unternehmen die Verwendung einer ressourcensparenderen Blockchain kommuniziert und wie wichtig dies für die Kunden ist. In einigen Fällen könnte die Verwendung einer ressourcensparenderen Blockchain für die Kunden möglicherweise überhaupt nicht relevant sein.

Doch nicht nur die Auswahl einer passenden Technologie, sondern auch die Nutzung und der Einsatz von digitalen Assets können dazu beitragen, dass gewünschte Markenbild & die korrekten Werte zu vermitteln. So beweist der WWF durch schlüssigen Einsatz von NFTs und dem dazugehörigen, durchdachten Konzept dahinter, dass die Organisation das Web3 verstanden hat und die Technologien für etwas positives einsetzen kann:

So besitzen die sehr ansprechenden und aufwendig designten NFTs in WWFs virtueller Kunstausstellung positive Mehrwerte für die Umwelt. Mit dem Gewinn der Kunstgegenstände aus dem Metaverse, unterstützt die Organisation umweltbewusste Projekte beispielsweise in Süd-Ostasien. Dass die Gelder wirklich in eben jenes Projekt investiert werden, kann aus den Daten der Blockchain entnommen werden.

Diverse nachhaltige Unternehmen, Organisationen und Charity-Projekte nutzen NFT-Technologie um Brand Bewusstsein, Aufmerksamkeit und Markenbekanntheit zu schaffen. Folgende Möglichkeiten werden bereits heute oft in diesem Zusammenhang verwendet:

  1. Wie bei dem Beispiel WWF werden NFTs erstellt, die mit Spenden verbunden sind, die zu umweltfreundlichen Projekten wie dem Schutz bedrohter Tierarten oder dem Schutz von Regenwäldern beitragen. Die Besitzer der NFTs könnten sich dann als Unterstützer solcher Projekte ausweisen und ihren Beitrag sichtbar machen.
  2. NFTs für klimaneutrale Produkte: Unternehmen könnten NFTs verwenden, um ihre klimaneutralen Produkte zu vermarkten und zu bescheinigen, dass sie keine negativen Auswirkungen auf das Klima haben. Dies könnte Kunden dazu ermutigen, solche Produkte zu kaufen und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
  3. NFTs für klimafreundliche Kunstwerke: Künstler könnten NFTs verwenden, um ihre Kunstwerke zu vermarkten und gleichzeitig auf die Bedeutung des Klimaschutzes aufmerksam zu machen. Die NFTs könnten beispielsweise mit Spenden verbunden sein, die zu klimafreundlichen Projekten beitragen. Der WWF hat beispielsweise als Design seiner NFTs auf bedrohte Tierarten gesetzt. So kann beispielsweise das NFT White Rhino erworben werden, einem 3D Design, welches nicht nur kunstvoll das Tier beinhaltet, sondern auch den gewohnten Lebensraum und sogar Informationen zu dem Tier.
  4. NFTs für umweltfreundliche Events: Veranstalter von Events könnten NFTs verwenden, um ihre Veranstaltungen als umweltfreundlich zu vermarkten und zu bescheinigen, dass sie bestimmte Maßnahmen zum Schutz der Umwelt ergriffen haben.

Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, wie NFTs mit nachhaltigen und umweltpositiven Zielen verbunden werden können. Es ist wichtig, dass solche Initiativen gut kommuniziert werden und tatsächlich zu einer Verbesserung der Umwelt beitragen, damit sie von den Kunden und der Öffentlichkeit positiv aufgenommen werden.

Branding, Markenidentität & Mehrwerte für das Unternehmen

Es wundert kaum, dass eine Umweltorganisation eine virtuelle Umgebung schafft, die die Schönheit der Natur widerspiegelt. Doch die gesamte Umgebung bietet unterschiedlichste Aktivitäten an, mit denen der WWF das Bewusstsein für die Marke erhöht.

Zum einen schafft die natürliche Umgebung jede Menge Raum für diverse WWF-Inhalten. Dazu gehören Informationsgrafiken, Videos und allerlei interaktive Anwendungen wie einen spazierenden Panda oder der verteilte und sammelbare Müll. Die Unterschiedlichen Interaktionselemente beschäftigen sich stets mit den Aktivitäten und Zielen des WWF. Im Allgemeinen baut das geradlinige Metaverse auf eine Art interaktiven Workshops auf, der automatisch absolviert wird, wenn aufmerksam der Weg in der Welt entlang gegangen wird.

Während man den Pfad spielerisch absolviert, wird man stets auf umweltpositive Projekte aufmerksam gemacht, erhält Infos über den Sinn und die Notwendigkeit dieser und erhält die Möglichkeit mit einem Klick auf die meisten dieser Objekte auf eine Website umgelenkt zu werden, auf der man spezifischere Informationen erhält. Mithilfe einer optischen Veränderung um die jeweiligen Projekte, in Form von diversen Landschaften, wie beispielsweise das Meer, eine schneebedeckte Tundra, eine sandige Wüste oder einen dichten Wald, erahnt der User schon vorab um was sich die jeweiligen Projekte handeln könnten.

Oftmals versteckt die Plattform in der Ferne nur schwer zu erkennen monumentale Staturen von Tieren, um die sich der WWF im Bereich Artenschutz kümmert. Dabei wirken alle Figuren mehr als eine Art physikalisch losgelösten Kunstwerken und nicht wie eine aufdringliche Werbung zum erreichen erhöhter Spendenziele. Authentizität und Verständnis erzeugen ein positives und nachhaltiges Markenbild.

Das Ziel des Brandverse

Warum hat sich der WWF für ein eigenes Brandverse entschieden und nicht Land auf einem der bestehenden Metaversen erworben? Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Unternehmen sich dafür entscheiden könnte, entweder auf ein bestehendes Metaverse zu setzen oder ein eigenes zu entwickeln. Einige mögliche Faktoren, die bei der Entscheidung berücksichtigt wurden, könnten sein:

  1. Kosten: Der Aufbau und die Pflege eines eigenen Metaverses können teuer sein. Wenn ein Unternehmen nicht über die Ressourcen verfügt, um diese Kosten zu tragen, könnte es sinnvoller sein, auf ein bestehendes Metaverse zu setzen, das bereits etabliert ist und von anderen Nutzern genutzt wird.
  2. Nutzerbasis: Ein bestehendes Metaverse könnte bereits über eine große Nutzerbasis verfügen, die das Unternehmen für seine Zwecke nutzen könnte. Ein eigenes Metaverse hingegen muss erst aufgebaut werden, was Zeit und Ressourcen erfordern kann.
  3. Zweck: Ein bestehendes Metaverse könnte für bestimmte Zwecke besser geeignet sein, zum Beispiel für soziale Interaktionen, Spiele oder kommerzielle Anwendungen. Wenn das Unternehmen einen spezifischen Zweck hat, für den es das Metaverse nutzen möchte, könnte es sinnvoller sein, auf ein Metaverse zu setzen, dass bereits die erforderlichen Funktionen und Tools bietet.
  4. Flexibilität: Ein eigenes Metaverse könnte dem Unternehmen mehr Flexibilität und Kontrolle bieten. Es könnte an die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen des Unternehmens angepasst werden und es könnte die Regeln und Richtlinien festlegen, die für die Nutzer gelten.

Es gibt also keine eindeutige Antwort darauf, ob es besser ist, auf ein bestehendes Metaverse oder ein eigenes zu setzen. Die Entscheidung hängt von den individuellen Bedürfnissen und Ressourcen des Unternehmens ab. Der WWF setzt mit einem eigenen Brandverse auf den Zweck & Flexibilität. Eine bestehende Nutzerbasis hätte der virtuellen Welt gutgetan, mit Tools wie Ready Player Me besitzt die Plattform aber zumindest eine geringe Hemmschwelle der Nutzung, da viele Metaverse-Affine Personen hier bereits einen Avatar und somit einen erleichterten Login besitzen.

Kurzatmige Nachhaltigkeit

Etwas was dem Brandverse fehlt, ist der Grund erneut auf die Plattform zu kommen oder sich erneut mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Der WWF hat eine beachtliche und wunderschöne virtuelle Umgebung aufgebaut, allerdings mangelt es an Spielspaß und Gründen, weshalb länger auf der Plattform Zeit verbracht werden sollte. Es macht Spaß für wenige Minuten einem virtuellen Panda hinterher zu laufen, Erfolge sind dabei aber keine zu sammeln.

Gründe, um auf die Plattform zu kommen wird der Wille sein, etwas Gutes zu bewirken. Treue Fans der Organisation werden sicherlich Zeit und Geld mitgebracht haben, eine darüber hinaus neue Zielgruppe wird der WWF aber nur schwierig erreichen, da sowohl spärlich Marketing eingesetzt wurde als auch wenig Community Management einer bestehenden Zielgruppe besteht. Dies wird ersichtlich aus den Chats des Discord Servers, der extra für die Metaverse-Erfahrung aufgesetzt wurde, auf dem unter 100 Personen aktiv teilnehmen, auf dem aber auch keine weiteren Informationen seit Starttermin gepostet wurden. Wie kann man dieses Problem umgehen? Und wie kann das eigene Metaverse sowohl User beibehalten, neue locken und eine Community aufbauen?

Zum einen müssen die Inhalte interessant und ansprechend gestaltet sein. Nutzer werden eher länger bleiben, wenn sie etwas finden, das sie fesselt und unterhält. Dies schafft der WWF allein durch die schöne Optik und Vielfalt. Es mangelt jedoch an neuen Inhalten. Als Brandverse-Betreiber, aber auch als Besitzer einer einfachen Metaverse-Experience in einem bestehenden Metaverse ist es wichtig regelmäßig neue Inhalte hinzuzufügen. Nutzer werden eher zurückkehren, wenn sie immer wieder neue Dinge entdecken können.

Was ein Metaverse oftmals zu einer reinen Gaming-Plattform unterscheidet, ist der soziale Aspekt. Nutzer wollen in ein Metaverse mit einbezogen werden, selbst Inhalte erstellen oder zumindest beeinflussen können. Durch soziale Aktivitäten und die Möglichkeit, sich mit anderen Nutzern zu verbinden, bleiben ebenfalls Nutzer länger auf einer Plattform. Besteht keine technologische Voraussetzung dies auf der Plattform selbst zu installieren, sollte zumindest auf einem, für das Metaverse erstellte, Server-Struktur auf Discord diese Möglichkeiten besitzen. Der Discord-Server der Metaverse-Welt Saveyour.World bietet leider keinerlei Community Management an.

Weitere Möglichkeiten wäre das Anbieten von weiteren Aktivitäten und Erfahrungen, wie beispielsweise wiederkehrenden, virtuellen Events. Durch die Möglichkeit, verschiedene Dinge auszuprobieren und zu erleben, binden Metaverse-Plattformen Nutzer länger und häufiger an ihre Umgebung. Letztendlich sind Gamification-Elemente jedoch die vielversprechendste und bewährteste Strategie, ein Metaverse regelmäßig mit Leben zu füllen. Gamification-Elemente belohnen Nutzer und sorgen für das Gefühl, Fortschritte zu machen.

Es ist wichtig, dass regelmäßig Feedback von Nutzern eingeholt wird, um herauszufinden, was diesen gefällt und was nicht, und dazugehörige Elemente entsprechend anzupassen. Auf diese Weise könnte auch der WWF dafür sorgen, dass Nutzer länger bleiben und sich auf der Metaverse-Plattform wohler fühlen.

Fazit:
Kurzatmige Erzählstruktur mindert ein tolles Konzept, klasse Optik und ein unglaublich wichtiges Ziel
Konzept
Usability
Ökosystem
Spaß
Design
Plattform-Auswahl
Pracht:
Bemerkenswerte NFTs
Keine aufdringliche Werbung
Einstiegs-Freundlich
Ready Player Me Avatare
Spektakuläres Design
Elend:
Keine sammelbaren Erfolge
Keine Gründe zur Wiederkehr
Wenig Nutzerspaß
Schlechtes Community-Management
3.8
Kurzer Spaß, großer Zweck
Zukunft mit KI & Metaverse
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